Den Betrieb in Pilsen leitet Eduard Goldscheider, der die Produktpalette erweitert und 1879 das Privilegium zur Erzeugung von künstlichen Schleif- und Putzsteinen, Pflastersteinen und ähnlichen Erzeugnissen sowie ein Privilegium zur Herstellung von Schreibtafeln „aus Ton, Papier und Leinwand“ erhält.
Diese Produkte präsentiert er bereits 1879 auf der Industrieausstellung in Teplitz, zusammen mit Schamottziegelsteinen und Geschirr aus Steingut. Auch Emanuel Thieben, ein Verwandter von Julie Goldscheider (geb. Thieben), ist auf die Herstellung von Tonprodukten spezialisiert und arbeitet im „Werk Moldau“ in Pilsen.
Das Gelände, auf dem die Ziegelbrennerei steht, wird im Volksmund und auf Stadtkarten ab 1880 allgemein als „Goldscheidrovka“ bezeichnet. In einer Werbeanzeige aus dem Jahr 1888 preist Eduard Goldscheider seine „Spezialitäten in hochfeuerfestem Sanitäts-Kochgeschirr (ohne jeden Bleigehalt) in verschiedenen Ausführungen“, die er in seiner Tonwarenfabrik in Pilsen erzeugt. Im Jahr 1891 stellt er auf der Jubiläumsausstellung in Prag „gute Handelswaaren in Majolika, Fayencegeschirr, Sanitätsgeschirr und künstliche Bimsteine“ im Stil des Historismus aus.
Noch Ende des Jahres sucht Eduard einen Formengiesser, doch seine Fabrik ist längst nicht mehr mit Erfolg gesegnet. Obwohl er mit relativ viel Eigenkapital begonnen hatte, lasten auf der Fabrik hohe Schulden. Er sieht sich der Lage nicht mehr gewachsen und nimmt sich mit 39 Jahren am 23. Mai 1892 das Leben. Er hinterlässt eine junge Frau und die einjährige Tochter Frida.
Im Ausverkauf des Lagerbestands werden Waschbecken mit Zubehör, die populären Kaffee- und Teeservice aus Majolika, Krüge und Teller der „neuesten Pariser, Londoner und New Yorker“ Mode angepriesen und die Leute zum Kauf dieser Waren aufgefordert, die „früher zu dem Mehrfachen der Preise“ nur aus England bezogen werden konnten.
Nach dem Tod von Eduard ist in den Pilsner Adressbüchern kein Mitglied der Goldscheider-Familie mehr zu finden. Doch auf der „Goldscheidrovka“ wird weiterhin Keramik produziert: zunächst Tafelgeschirr in der Fabrik von Leopold Löwidt, ab Mitte der 20er Jahre in der Fabrik von Adéla Rappová. Zudem dienen der anliegende Garten und die Gastwirtschaft den Pilsnern als beliebter Ausflugsort mit einem schönen Blick über die Stadt. Die keramische Produktion wird dort erst um 1973 endgültig eingestellt. Die Bezeichnung „Goldscheidrovka“ erinnert aber heute noch an die Anfänge der berühmten Keramik-Manufaktur.