Arthur Goldscheider betreibt in Paris ab dem Jahr 1900 das französische Unternehmen „Frédéric Goldscheider“ mit einem „Dépot Général“, also dem Musterlager für den Großhandel, in der Rue de Paradis und einem „Maison de Vente“, dem Schauraum des Einzelhandels, in der Avenue de l’Opera. Die „Fabrique de Bronzes“ und das „Atelier de Marbres“ befinden sich ebenfalls in der Rue de Paradis, das Florenzer Atelier dient bereits ab 1900 nur noch als Zulieferbetrieb.
Neben dem Vertrieb der Wiener Modelle und deren Reproduktionen in Bronze und Marmor ist Arthur in Paris als „Éditeur d’art“ tätig. Das heißt, er ist Verleger bzw. Herausgeber, der die Werke diverser zumeist französischer Künstler unter eigener Modellnummerierung vertreibt. Meistens wählt er nach Besichtigung ausgestellter Skulpturen in Ateliers und Salons diverser Künstler Modelle aus, die er in seiner Bronzefabrik gießen lässt und anschließend international vertreibt. Um die Jahrhundertwende konkurriert er in Paris mit anderen Verlegern wie Houdebine, E. Blot und den renommierten Colin & Cie, die Modelle der Künstler Maurice Bouval, Léon Noel Delagrange und Louis Chalon vertreten.
Doch bereits 1902 gelingt es Arthur, die von Louis Chalon entworfenen Modelle „Printemps de Bretagne“ und „Eclosion“ im Pariser Salon der Société des Artistes Français auszustellen und andere Künstler wie Marius Mars-Vallett für sich zu gewinnen. Im Salon der Société Nationale des Beaux-Artes werden Entwürfe des Jugendstilkünstlers Hans Stoltenberg Lerche gezeigt, genauso wie die von Gottfrid Larsson entworfene Bacchantenstatuette mit Tintenfass und der Beleuchtungskörper „Le Vice fuyant la lumière“ aus Gips.
Aus einer in der Fachzeitschrift „Art et Décoration“ geschalteten Werbung von Arthur geht hervor, dass er 1903 Modelle aus Terrakotta, Bronze und Marmor vertreibt, nach Entwürfen bekannter französischer Künstler wie Allouard, A. Boucher, Bouval, Croisy, Carlier, Carrier-Belleuse, F. und A. Charpentier, Injalbert, Klein, Levasseur, Ledru, Loiseau-Rousseau, H. Lemaire, Mercie, Moreau-Vauthier, Marqueste, T. Noël à Paris, aber auch Modelle des Regensburger Künstlers Maison und des Wieners Strasser.
Im Jahr 1907 entsteht bei Arthur in Paris die viel beachtete Tafeldekoration „Le Déjeuner fleuri“ von Laporte-Blairsy. Doch auch andere Künstler machen auf sich aufmerksam. Der talentierte Paul Philippe entwirft mehrere Bronzen und Marmorfiguren für Arthur Goldscheider, darunter die Marmorstatuette „Le Réveil“. Entwürfe von Georges van der Straeten werden im Pariser Salon der Société des Artistes Français ausgestellt. Der Bildhauer Francesco La Monaca entwirft für Goldscheider die Bronzestatuetten „Danseur“ und „Siffleur“.
Mit Ausbruch des ersten Weltkriegs bricht die enge Zusammenarbeit zwischen Arthur und dem Wiener Unternehmen auseinander. In den Nachkriegsjahren kaschiert Arthur seine Wiener Wurzeln und bezeichnet seine Firma als „Maison franco-tchèque“. Offiziell vertritt er fast ausschließlich französische Künstler, zumindest dem Namen nach. In Paris fungiert Arthur nun unter der Firmierung Arthur Goldscheider, Éditeur d’Art mit Sitz in der Rue de Paradis.