1101 Friedrich Goldscheider Auguste Maurice Leveque

Die Sehnsüchte des Orientalismus

Friedrich Goldscheider

Neben etablierten Künstlern wie Arthur Strasser, einem Professor der Wiener Kunstgewerbeschule, setzte Friedrich Goldscheider auf die Kreativität junger Künstler. Naturalistisch bemalte Modelle von Wollhändlern, Statuen oder dunkel patinierte Büsten von Arabern und Berbern trafen den orientalisierten Zeitgeschmack und brachten Friedrich Goldscheider mehrere Auszeichnungen ein.

Außereuropäische Völker waren zur Zeit des Historismus / Orientalismus beliebte Motive und spiegelten die europäischen Ängste und Sehnsüchte wider. Gerade in Mitteleuropa, wo die Kolonialisierung ferner Länder im Vergleich zu Spanien, Niederlande oder Großbritannien erst später einsetzte, symbolisierte das Exotische einerseits das Wilde und Unzivilisierte im Menschen, das es zu zivilisieren galt, andererseits diente es als Projektionsfläche für latent erotische Phantasien.

Das Verführerische des exotisch Unbekannten wurde mit befreitem, orgiastischem und glücklichem Leben ohne Zwänge verbunden, so wie es Paul Gauguin in seinen Südseemythos-Bildern darstellt. Bei anderen Künstlern (wie Henri Rousseau) zeichnet sich hingegen eine Verherrlichung exotischer Menschen, Tiere und Pflanzen ab, die im Gegensatz zum dominierenden technischen Fortschrittsglauben des „aufgeklärten Europäers“ und der damit eingehenden Vorstellung der Unterwerfung der Natur bzw. des Unzivilisierten steht.