Friedrich Goldscheider und die Entstehung einer internationalen Keramik-Manufaktur
Friedrich Goldscheider
Wien, Österreich
Friedrich Goldscheider handelte bis zum Jahr 1885 mit Karlsbader Porzellan, bevor er in Wien die „Goldscheider’sche Porzellan-Manufactur und Majolica-Fabrik“ gründete. Bereits vierzig Jahre alt, forcierte er ehrgeizig die Expansion des Unternehmens und betrieb zu diesem Zeitpunkt die Zentrale, Hauptniederlassung und Majolika-Fabrik in Wien, eine Porzellan- und Tonwarenfabrik in Pilsen sowie eine Malerei-Werkstatt in Karlsbad.
Zu Beginn konzentrierte er sich auf die Produktion und Polychromierung von Terrakotten und Plastiken, weshalb schon 1887 die Manufaktur in „Erste Wiener Terracottafabrik“ umbenannt wurde. Nach Auszeichnungen auf Messen in Eger und Linz erhielt die Goldscheider Manufaktur auf der Weltausstellung in Barcelona 1888 die Silbermedaille und etablierte sich als eines der einflussreichen Unternehmen in der Keramikproduktion.
Der eklektische Stil des späten Historismus erlaubte eine Vielfalt an Materialien und Gestaltungsweisen (z.B. Mosaik-Imitationen). Die Kriterien der Stilreinheit spielten eher eine untergeordnete Rolle und ermöglichten Friedrich Goldscheider seine Freude am Experimentieren mit Materialien und Stilen auszuleben. Während in Wien vor allem Figuren, Büsten und Wandbilder hergestellt wurden, produzierte die Karlsbader Manufaktur sogenannte „komplette Heiratsausstattungen“, d.h. Tafelservice, Vasen und Nippes. Die Goldscheider Manufaktur erreichte in dieser Zeit eine enorm hohe Produktion und brachte immer wieder Neuheiten auf den Markt.
Neben den orientalischen Motiven waren dies Figuren wie die typischen Wiener Gigerln sowie Bosniaken und ungarische Ziegenhirten, die die Größe Österreich-Ungarns bezeugen sollten. Die bemalten polychromierten Terrakotten wurden vor allem in Frankreich hervorragend aufgenommen. Mit einem patentierten Bronzeverfahren konnte man 1891 auf Messen in Leipzig, Dresden und Budapest Aufsehen erregen und nach Auszeichnungen in Edinburgh, Wien und Triest weitere Preise gewinnen.
Friedrich Goldscheider Anzeige 1895
Aufgrund des Erfolgs mit Terrakotta und der Bronzen gründete Friedrich Goldscheider 1892 in Paris eine Werkstatt zur Bronzefabrikation, die von seinem Sohn Arthur Goldscheider geleitet wurde. Bereits zwei Jahre später wurde auch eine Filiale in Leipzig und Florenz gegründet sowie ein Musterlager in Berlin eröffnet. In dieser Zeit zählte die Goldscheider Manufaktur bereits international zu den besten ihres Faches, so dass Friedrich Goldscheider trotz seines frühen Todes im Jahre 1897 die Erfolge seines rastlosen Engagements erleben konnte.