Stephan Dakon
„Modern“ (Stehende Tänzerin in expressivem Kostüm)
5714
„Modern“ (Stehende Tänzerin in expressivem Kostüm) (auf Rundsockel) um 1928
Bem.: Wer in diesem wirklich außergewöhnlichen und seltenen Modell dargestellt ist, ließ sich bis Redaktionsschluss nicht eruieren. Es ist jedoch sicher davon auszugehen, dass es sich hier um eine (bekannte) Tänzerin oder Schauspielerin handelt.
Lit.: N.N.: Berühmte Frauen und moderne Keramik, in: MW, 10.1928/29, Nr. 6, S. 29 (m. Abb.), hier mit Ang. des Originaltitels „Modern“ und der falschen Künstlerangabe „A. Stefan“; „Die letzte Figur schließlich wirkt besonders apart durch das eigenartige Tanzkostüm und durch die beiden, bis zum Boden reichenden Stoffstreifen, die im Gegensatz der einfachen Kurve des fallenden Stoffs zur feinen Modellierung der Schenkel den Ausdruck dieser schlanken Beine so sehr zu heben verstehen. Das Köpfchen selbst hat die ganze Anmut einer modernen, schönen, verwöhnten Frau“; Neuwirth (1974), S. 74.
Diese Fayence-Figur ist nur eine von zahlreichen hervorragenden, aber eher weniger bekannten Modellen der Art Deco Zeit, die in der Firmengeschichte und im Werkverzeichnis des neuen Goldscheider Buchs ausführlich gezeigt und im soziokulturellen Zusammenhang erklärt werden.
Biografie
Dakon, Stephan (Stefan)
Stephan Dakon, Bildhauer (geb. 14.11.1904 Wien, gest. 27.2.1992 Wien), besuchte eine Bildhauerschule und absolvierte anschließend eine Lehre in der Kunsterzgießerei im Wiener Arsenal. Dort Bekanntschaft mit Josef Lorenzl, aus der sich dann eine Freundschaft der beiden Künstler entwickelt. Durch Lorenzls Vermittlung erhielt Dakon um 1924 dann eine Anstellung bei der Manufaktur Friedrich Goldscheider. Dakon arbeitete auf Tantiemenbasis und wurde im Laufe der Zeit einer der wichtigsten und produktivsten Entwerfer für die Manufaktur. Warum in der Zs. „Moderne Welt“ 1928/29 in einem Artikel der Name „A. Stefan“ für zwei Modelle Dakons aufscheint, bleibt rätselhaft. Vermutlich handelt sich um einen redaktionellen Fehler und nicht um ein bewusst von der Manufaktur lanciertes Pseudonym. Nach dem Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft in Norwegen nahm er 1945 wieder seine Künstlertätigkeit auf. Hersteller wie Keramos und die Wiener Kunstkeramik wurden auf ihn aufmerksam und führten ebenfalls Modelle von ihm aus. Ebenso war Dakon für die deutschen Porzellanfabriken Hertwig/Katzhütte sowie für W. Goebel, Oeslau tätig, für die er zahlreiche figürliche Modelle und Wandmasken entwarf. Dakon-Masken wurden auch bei seinem Freund und Künstlerkollegen Adolf Prischl in dessen Wiener Firma „Kunstkeramik Adolf Prischl“ ausgeformt und angeboten. Als Walter Goldscheider 1953 die Firmenrechte an Carstens, Fredelsloh übertrug, wurde auch dort eine stattliche Anzahl von Dakons Masken und Figuren ins Programm aufgenommen. Die Entwürfe der Karikaturistin Germaine Bourets wurden von Dakon nach ihren Zeichnungen ausmodelliert und retouchiert. Aufgelistet sind diese Modelle unter der Künstlerin Bouret . Von Dakon stammt nicht nur eines der erfolgreichsten Goldscheidermodelle „Beauty“ (Modell-Nr. 7195; 7897; 7996; 8746), sondern man darf ihn als einen der wichtigsten Gestalter für Wandmasken der 30er bis 60er Jahre bezeichnen. Die in der Literatur immer wieder abweichende Namensform „Stefan“, konnte über Dakons Frau Mimi aufgelöst werden. Sie bestätigte die Schreibweise „Stephan“. Für diesen und zahlreiche weitere Hinweise, die Künstler Dakon, Prischl und Thomasch betreffend, möchte ich an dieser Stelle Frau Mag. Uta M. Matschiner (St. Valentin) recht herzlich danken. Mit ihrer Hilfe gelang es nicht nur, einige Modelle eindeutig an diese Künstler zuzuschreiben, sondern durch Modellfotos, die aus dem Archiv Mimi Dakon stammen, welches ebenfalls von Frau Matschiner verwaltet wird, deren Stellenwert umfassend zu dokumentieren. Lit.: Makus (2000), S. 167, 182; AKL (Archiv unredigiert); Matschiner (2006); Persönliche Mitt. von Frau Mag. Uta M. Matschiner (2002-2005).